Ich weiß, der Titel hört sich dramatisch an, ich wusste aber nicht genau, wie ich dieses Erlebnis überschreiben soll. Folgendes habe ich in der letzten Woche während der Kinderbibelwoche in dem Bergdorf Auquimarca erlebt:

19.Februar:
Heute Mittag erfuhren wir, dass ein Mitglied der Gemeinde hier gestorben sei an Krebs. Elli (unsere peruanische Leiterin der Kinderbibelwoche) meinte direkt, ich solle mich drauf vorbereiten, dass ich gebeten werde an der Beerdigung zu predigen. Ich hoffte zwar, dass ich das nicht muss, weil ich das noch nie gemacht hab, geschweige denn in Peru. Noch dazu kenn ich den Verstorbenen gar nicht. Aber ich suchte mir schonmal 2 Texte raus und überlegte, was ich dazu sagen könnte.
Abends dann NACH dem Gottesdienst, so gegen 22 Uhr, wurden wir dann noch zum „Velorio“ eingeladen. So eine Art Totenwache. Der Tote ist aufgebahrt in seinem Haus, Nachbarn, Freunde und Familie sind da und bei Kerzenlicht (und Schnaps) wird die ganze Nacht dem Toten Gesellschaft geleistet. Es waren einige der Gemeinde da und so wurden einige Lieder angestimmt und ich wurde gebeten kurz einige Worte zu sagen. Gut, dass ich was rausgesucht hatte und so machte ich eine kurze Andacht über Psalm 23 und dass der Tote das nun erleben kann in Gottes Gegenwart, weil er im Leben mit Jesus gelebt hat.
Schien zwar ganz gut gewesen zu sein, was ich sagte, aber die ganze Situation fand ich schon herb. Doch immerhin hatte ich die Predigt für den Toten hinter mir.
– so dachte ich…

20.Februar:
Den Tag heute muss ich erstmal verdauen.
Da ich den ganzen Vormittag weg war und nachmittags die Einheit der Kinderbibelwoche, dachte ich nicht mehr dran, dass ich noch mit irgendwas zu tun haben könnte, was den Toten betrifft.
Ich hatte gerade meiner Gruppe die biblische Geschichte erzählt und alle waren eifrig beim Heft bemalen, als es klopfte.
Zwei Mitglieder der Kirche standen vor der Tür mit der Bitte, ob ich denn nicht die Predigt beim Begräbnis halten könnte.
Jetzt, sofort.
Die Leute seien schon alle auf dem Friedhof. Ob ich denn nicht mitkommen könnte.
Oh man. Wie diese Art der Spontanität liebe!!! Natürlich sagte ich ja. Aber unmittelbat betete ich Sturm, dass Gott mir die richtigen Worte gibt für dieses Begräbnis.
Ich hatte gerade noch Zeit meine Hose zu wechseln und ein paar Bibelverse in meiner deutschen Bibel nachzusehn, da musste ich auch schon los.
Am Friedhof angekommen, wurden mir schlagartig 2 Dinge klar:
1. Das halbe Dorf war versammelt. Gut verteilt AUF den Gräbern sitzend. Und
2. mindestens die Hälfte der Leute war betrunken oder zumindest in gewisser Weise alkoholisiert. Es lag deutlich Duft von viel Alkohol in der Luft.
Ansonsten wurde angeregt miteinander gesprochen oder Wein bzw. Schnaps getrunken oder Süßigkeiten gegessen.
Dann gabs noch ne kurze Schlägerei zwischen zwei Betrunkenen…
Also alles andere als eine andächtige Trauerfeier. War schon irgendwie… anders.
Irgendwann begann dann ein Gemeindeglied um Ruhe zu bitten und hat ein leitende Worte gesagt. Dann 2 Lieder und dann war ich dran. Ich denke, ich konnte ausgehend von dem heimgegangenen Bruder gut das Evangelium erklären und auch auffordern dazu von dem Leben des Toten zu lernen und zu verstehen, was in Gottes Augen wichtig ist. Ich war hinterher nicht so von mir und meiner Predigt überzeugt, besonders weil ich ja frei und ohne große Vorbereitung sprechen musste. Doch verschiedene Brüder haben mir versichert, dass es eine wirklich gute Predigt gewesen sei und auch fast alle sehr ufmerksam waren und sogar aufhörten Coca-Blätter zu kauen…
Der Rest liegt nun bei Gott, dass er etwas draus macht in den Herzen der Dorfbewohner.
Danach wurden wir noch gedrängt zum Abendessen zu kommen. Das lässt sich wohl vergleichen mit einem Totenschmaus in Deutschland, allerdings wars halt ein ganz normales Abendessen.
Für mich war das ganze schon ein echt herbes Erlebnis und ich muss manches davon noch einordnen.
Doch wie ich hörte, sei so ein Ablauf in Peru normal.

Kategorien: Wollo

1 Kommentar

Felix · 02/25/2008 um 12:52

Wie cool! 🙂 Hört sich echt krass an. Cool, dass du die Sprache schon so gut kannst, dass du „spontan-Predigten“ halten kannst, respekt!

Die ganze Sache mit Tod ist schon nich einfach, interessant wie in jeder Kultur unterschiedlich damit umgegangen wird.

Alles gute Weiterhin! Danke, dass du wieder etwas gepostet hast!

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