Ein kleiner Ausschnitt aus einer Leseaufgabe meines momentanen Seminars.

Ein Freund von mir hat diesen Sommer die Insel Malta besucht. Auf Malta gibt es die Überreste von etwa 400 christlichen Kirchen aus allen Jahrhunderten des Christentums. Die häufigen Erdbeben haben sie immer wieder in Schutt und Asche gelegt. Daneben gibt es auf Malta aber auch die ältesten Gebäude der menschlichen Zivilisation – Mauern heidnischer Tempel, die sage und schreibe 7000 Jahre überlebt haben. Warum wurden die Tempel so alt, während die christlichen Kirchen immer wieder zusammengebrochen sind? Eine spannende Frage, wenn man „Gemeinde der Zukunft“ bauen will. Eine Untersuchung der Mauern zeigte: Beiden Gebäuden liegen offenbar grundsätzlich verschiedene Philosophien zugrunde. Die Kirchen wurden aus behauenen Steinen, regelmäßigen Quadern, gebaut – alle mehr oder weniger gleich groß und rechteckig. Die uralten Tempel dagegen bestehen aus einem wilden Gemisch von Felsblöcken, in der alle Größen von 1 kg bis 50 Tonnen (!) vertreten sind. Die Felsen wurden von Geröll und Einschließungen gereinigt, ihre Form durften sie aber behalten. Ecken und Kanten wurden nicht abgeschliffen, sondern geschickt genutzt, um die Steine geradezu ineinander zu verklammern und die Stabilität zu erhöhen. Während bei den christlichen Kirchen der größte Teil des Bauens daraus bestand, Steine zu behauen und viele gleiche Formen herzustellen (römisches Ordnungsdenken?), bestand die Hauptarbeit beim Bau heidnischer Tempel vor allem darin, Steine in der richtigen Größe und Form zu suchen und herauszufinden, wo sie jetzt am besten hinpassten. Diese Steine werden von den Einwohnern Maltas übrigens „pietra viva“, lebendige Steine, genannt.“

Jeder ziehe seine eigenen Schlüsse…

Auszug aus „Die Holding Church“ von Reinhold Scharnowski

(Wen es interessiert: In diesem Artikel geht es um eine Interessante Idee aus den konkurrierenden Gemeinden und Gemeindesystemen einer Stadt oder Ortschaft ein Netzwerk zu schaffen, das sich gegenseitig ergänzt)

Kategorien: Wollo

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