mehr oder weniger belanglose Gedanken

Irgendwie kann ich’s ja doch nicht lassen, das Vergleiche anstellen…
Es gibt tatsächlich manches, was mich sehr an Deutschland erinnert und vorher nie so richtig zu schätzen wusste.

Zum einen ist da das Vögelgezwitscher. Manchmal liege ich frühmorgens im Bett und höre ein paar Vögel vor sich hinzwitschern und dann weiß ich echt nicht so genau, wo ich bin? Etwa in meinem alten Zimmer in Giessen oder tatsächlich in Peru!?

Post – darüber habe ich mich ja schon immer gefreut. Aber ich fühle mich wieder in meine Doulostage zurückversetzt, wo Pakete so 2-3 Mal im Jahr ankamen und es jedes Mal ein riesen Fest war. So isses jetzt auch! Zu Weihnachten kam nix an… dafür haben wir vor 2 Wochen gleich 3 Pakete auf einmal bekommen. Jippieh!

Der Käse… tja, das ist so ne Sache. Ach, das kann ich gleich mit den Äpfeln zusammen packen. Beides gibt es hier… aber es ist einfach nicht das gleiche. Neulich waren Wollo und ich Orangen einkaufen. Zumindest hatten wir den Plan… daraus wurde allerdings ein buntes tropisches Obstpaket, mit Früchten, die meine weitgereisten Augen nie zuvor entdeckt hatten. Bei dem einen Obstmann verweilten wir ein bisschen länger und er staunte nicht schlecht, dass in Deutschland selbst nicht viel mehr als Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pfirsichen, Kirschen und Trauben wächst (ich weiß… ein paar Sachen habe ich vergessen). Aber hier gibt es Obst, das ein paar Mal im Jahr geerntet wird. Und es gibt immer frisches Obst. Nix muss gelagert oder gar eingemacht werden. Die Äpfel die es hier gibt, sind wie der Käse so… so… charakterlos! Ich vermisse unsere Äpfel! Zum Käse muss ich allerdings sagen, dass wir alle paar Wochen von dem vorbeifahrenden Oxapampamann (Oxapampa ist ein Ort ca. 2 Std. von San Ramon entfernt, wo damals viele deutsch/österreichstämmige Menschen hin ausgewandert sind.) leckeren Brie, Camenbert und Wollo’s Lieblingskäse ‚Jack‘ kaufen. Auch der Parmesan und die Würste sind ganz gut.

Von ‚scratch‘ mache ich hier vieles – sprich: Ich habe keine Fertigprodukte aus denen ich was mache (obwohl… stimmt nicht… ich hab auch Brühwürfel und sowas wie Tomatenmark). Ich mache vieles selbst. Sei es Brot/Brötchen backen (die Brötchen in Lima sind echt gut… aber hier kriegen sie’s nicht hin. (7 ‚San Ramon Brötchen‘ sind so schwer wie 1 ‚Heike Brötchen‘) oder die Senfgurken neulich. Man kann saure Gurken in Lima kaufen… das kleinste Glas für 25 Soles… also knapp 6 Euro… dafür von Hengstenberg.

Das Klima ist auch ganz anders. Vielleicht war es das, was der schon erwähnte Obstmann sich nicht vorstellen konnte, dass es in Deutschland eben 4 Jahreszeiten gibt… hier gibt es eigentlich nur 2! Regenzeit und Trockenzeit… aber warm ist es immer!

Was das alltägliche Leben angeht… mal schnell zum Supermarkt fahren ist nicht. In der Regel gehe ich alle paar Tage, manchmal auch jeden Tag zum Markt (ca. 300m von unserem Haus) und hole mir was ich brauche – oder was ich bekomme. Toll ist, wenn man immer mal wieder eine Überraschung bekommt… (Neulich sind mir Auberginen und Zucchini begegnet – zum Leidwesen von Wollo und zu meiner Freude!) Beim ‚Metzger‘ bekommt sein Huhn am Stück – also… ein ganzes… wenn man will. Aber sie Filetieren es einem auch!
Wenn ich zum Markt gehe komme ich an vielen Leuten vorbei, die mich komisch angucken. Bin halt ein Alien hier… groß, helle Haut, trage weiße Crocs… mit dicker werdendem Schwangerbauch… echt ein Anblick!
Wenn ich über die Straße gehen will, muss ich trotz Zebrastreifen echt aufpassen, nicht von einem Mototaxi umgefahren zu werden oder in den ca. 40cm tiefen ‚Gosse‘ zu fallen.
Meine Marktfrau nennt mich Linda… Heike konnte sie sich nicht merken. 🙂 Auch gut!

Hm… was denn noch?! Ach ja… was wirklich auffällt ist das Alter der ‚Jugendkreisler‘. In der Regel fühle ich mich dabei nicht zu alt. Es gibt einige ‚echte‘ Jugendliche und Teenies… aber der Rest sind Leute in meinem Alter… teils kommen sie mit ihren kleinen und nicht mehr ganz so kleinen Kids. Das coolste war allerdings, als eine der Omis in den Jugendkreis kam. Seitdem habe ich sie dort allerdings nicht mehr gesehen.

Ich könnte bestimmt noch viel über die Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Küsschen links und rechts, komisches peruanisches Essen (Meerschweinchen, Froschsaft…) und leckeres peruanisches Essen (Ceviche – sowas wie Sushi, Lomo Saltado – Reis, Rindfleischstreifen und Pommes mit n bisschen Gemüse…), die Größe dieses Landes und ihre Vielfältigkeit oder über unser nicht so richtig funktionierendes Internert und und und schreiben… aber ich belasse es mal dabei.

Ich hoffe ich klang in meinen ‚Ausführungen‘ nicht zu negativ. Jupp… manches nervt mich… aber so langsam fange ich auch an, die Schönheiten zu sehen!